Eigentlich gehört dieser Reisebericht gar nicht hier hin; andererseits war dieser Urlaub ein Hauptgrund um sich nach Alternativen zu einer Ferienwohnung umzusehen. Deshalb habe ich ihn doch noch in diese Webseite aufgenommen.
Eisenach ist meine Geburtsstadt. Dort wurde ich 1949 geboren und bin mit meinen Eltern 1954 an die Mosel in die Gegend um Bernkastel-Kues gezogen. Nun wollte ich meine Geburtsstadt zumindest einmal sehen. Also machten wir uns am 2. 9. 2012 auf nach Eisenach.
Die Ferienwohnung war reserviert und so konnten wir gemütlich losfahren. Über die A 4 bis Olpe, dann Richtung Gießen bis nach Fulda und über die A 4 nach Eisenach. Dies war übrigens der letzte Urlaub den wir in einer Ferienwohnung verbrachten. Durch die vielen Ausflüge in die Umgebung dachte ich manchmal „ein Wohnmobil wäre für unsere Besichtigungstouren das Richtige“. Bereits kurz nach der Abfahrt von der Autobahn erblickten wir das Wahrzeichen der Stadt.
Die Wartburg, das bekannteste Wahrzeichen von Eisen ist geschichtlich bekannt durch die heilige Elisabeth, die als ungarische Prinzessin nach Eisenach kam, sowie Martin Luther, der hier versteckt wurde und die Zeit nutzte, die Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche zu übersetzen.
Aber zuerst suchten wir unsere Wohnung und richteten uns ein. Danach folgte dann ein erster Rundgang durch die Stadt. Obwohl Eisenach recht groß ist, ist der Stadtkern doch übersichtlich und bequem zu Fuß zu bewältigen.
Vom Nikolaitor bis zum Marktplatz waren es vielleicht 1 km Fußweg fast alle Sehenswürdigkeiten lagen innerhalb dieses Umkreises.
Zum Beispiel das kleinste Haus von Eisenach oder die Einkaufsstraße / Fußgängerzone mit ihren Geschäften und der Gastronomie. Wir nutzten die Gelegenheit, in einem italienischen Restaurant ein sehr schmackhaftes Nudelgericht zu verzehren. Ein großes Bier dazu, so soll Urlaub sein.
Nicht weit davon war dann die Georgenkirche. Bei unseren Spaziergängen durch die Stadt viel uns auf, dass viele Häuser bereits renoviert bzw. modernisiert waren.
Dennoch gab es immer noch einige unrenovierte Bauten, die einen ahnen ließen wie es wohl vor der Wende ausgesehen hat.
Ein Schild an den entsprechenden Objekten wies daraufhin, dass die Stadt für den Zustand dieser Objekte nicht zuständig ist. Dieses Missverhältnis war häufiger zu sehen.
Was aber aus den alten Villen und Häusern mit viel Liebe und Geduld (natürlich auch Geld) werden kann, zeigt dieses Bild einer neu renovierten und umgebauten Villa.
In Eisenach interessierte mich natürlich die Straße in der wir seinerzeit gewohnt hatten. Als wir 1954 „geflohen“ sind, war ich gerade 5 Jahre alt. Meine Erinnerungen sind daher nur schemenhaft. Aber die Straße haben wir gefunden, nur das Haus fand ich nicht mehr. Ich konnte mich nicht mehr an die Hausnummer erinnern. Auch ein Anruf bei meinem Bruder brachte keinen Erfolg. Ich hatte zwar eine vage Vorstellung eines allein stehenden Hauses am Waldesrand gelegen, das traf aber auf mehrere Häuser zu und das Haus was meiner Erinnerung am nächsten kam, war halt eine Doppelhaushälfte.
Eine ebenso vage Vorstellung hatte ich noch an die Pförtnerloge des Automobilwerkes in dem mein Vater als Pförtner beschäftigt war.
Aber hier stimmte meine Erinnerung noch mit der Wirklichkeit weitgehend überein. Da das Werk nach der Wende geschloßen und „abgewickelt“ wurde, ist hier eine große Industriebrache entstanden. Viele der Werkshallen verfallen allmählich und sind nur noch Ruinen. Eine dieser Hallen ist als Museum des ehemaligen Automobilwerkes Eisenach hergerichtet.
Hier finden sich liebevoll aufbereitete automobile Schätzchen, die die Geschichte des Werkes fast von Beginn an erzählen. Das Bild zeigt einen Dixie R8 von 1910, der in Eisenach gebaut wurde. 1928 übernahm BMW die Fahrzeugfabrik Eisenach und wurde damit zum Automobil-Hersteller. Vorher hatte BMW Motorräder und Motoren für Flugzeuge gefertigt. Am 22. März 1929 produzierte BMW sein erstes Serien-Automobil im thüringischen Eisenach.
Welch schöne Automobile hier in Eisenach entstanden, zeigen die nachfolgenden Bilder.
BMW-Limousine aus den 30er Jahren und der BMW-Roadster 328
Nach dem 2. Weltkrieg wurde BMW von der damaligen DDR-Regierung quasi enteignet und es entstanden die Eisenacher Motorenwerke. Diese bauten die BMW-Typen noch weiter, kurze Zeit noch in Kooperation mit BMW. Dann endete die Zusammenarbeit und das Werk wurde in EMW = Eisenacher-Motoren-Werke umbenannt. Das Emblem wurde vom Muster her beibehalten und die Farbe in rot/weiß geändert. Aber auch diese Ära ging rasch zu Ende und es kam die Zeit der Wartburgproduktion unter dem Namen AWE. Außer der Limousine wurden auch Spezialfahrzeuge, wie z.B. derTouren-Rennwagen gefertigt mit einem entsprechenden Model zum Transport.
Das rechts abgebildete Coupé wurde bereits 1958 gebaut. Eine Schönheit, die nur für hohe Funktionäre bzw. für den Export gedacht war.
Selbst für Camper hatte man ein entsprechendes Mobil im Angebot; einen als Camper ausgerüsteten Wartburg-Kombi mit hinterem Stoffverdeck zum öffnen.
Auch die Ingenieure der bisher so erfolgreichen EMW wollten mit dem westlichen Fortschritt mithalten. Leider wurden alle Verbesserungsvorschläge der Eisenacher Ingenieure von der DDR-Regierung verworfen und damit blieb halt alles beim alten. Den Rest der Geschichte kennt ihr ja. Wer sich für diese Autos interessiert, sollte den Weg nach Eisenach machen und dem Museum einen Besuch abstatten. Meines Erachtens sehr lohnenswert.
Eisenach ist eine wunderschöne Stadt aber nach 3 Tagen hat man das Gefühl doch so ziemlich alles gesehen zu haben. So waren wir am Bach-Haus, haben das Lutherhaus gesehen, sind mehrfach durch die Innenstadt gelaufen, haben das Burschenschafts-Denkmal besichtigt, waren fast einen ganzen Tag in der Wartburg, haben an einer Führung durch die Wartburg teilgenommen und wollten natürlich mehr sehen.
Ganz in der Nähe unserer Ferienwohnung waren die Drachenschlucht und die Sängerwiese. Hervoragende Ziele für uns ungeübte Wanderer. Zumindest der Drachenschlucht mussten wir natürlich einen Besuch abstatten. Warum diese Schlucht Drachenschlucht heißt, konnte ich nicht ergründen. Jedenfalls handelt es sich um ein Naturdenkmal mit einer ca. 200 m langen Klamm, deren engste Stelle etwa 70 cm breit ist.
Außerdem machten wir auch Ausflüge zum Hainisch-Baumkronenpfad, nach Erfurt und in die Umgebung. Der Hainisch ist ein Gebiet, was zu DDR-Zeiten als militärisches Übungsgelände diente. 1997 wurde dann der Naturschutzpark Hainisch gegründet, der inzwischen auch zum Weltkulturerbe zählt. Wir haben uns bei unserem Besuch auf den Baumkronenpfad beschränkt. Wir fuhren von Eisenach über Bad Langensalza zum Baumkronenpfad.
Kurz hinter dem Eingang ragte ein beeindruckender Turm mit mehreren Außentreppen in die Höhe. Im Inneren des Turms ist auch ein Aufzug vorhanden damit auch Rollstuhlfahrer bzw. Gehbehinderte die Wege nutzen können. Ganz gemächlich gingen wir also in der unteren Ebene los und hatten auch bald die ersten Wipfel erreicht. Es umgab uns außer dem Lärm der uns umgebenden Menschen und dem Rauschen der Wipfel pure Stille. Kein Vogel zwitscherte in den Bäumen und zu sehen war von den in den Baumwipfeln lebende Tiere auch nichts. Insofern waren wir etwas enttäuscht, da die Informationen die wir bekommen hatten hier deutlich mehr versprachen. Mit etwas Nachdenken war es aber logisch. Bei dem ständigen Lärm, der von uns Menschen verursacht wurde, hatten sich die Vögel und auch sonstige Lebewesen weiter in den Wald zurückgezogen um Ruhe vor uns Menschen zu haben. Dennoch hat sich der Ausflug und der Aufenthalt gelohnt. Man hatte schon eine beeindruckende Aussicht über dieses riesige Waldgebiet. Nach einiger Zeit gingen wir wieder zurück und holten uns in der angeschlossenen Außengastronomie etwas zu essen. Im Angebot waren außer den üblichen Gerichten auch noch Soljanka (eine Suppe mit allem möglich drin).
Anschließend machten wir noch einen Abstecher nach Bad Langensalza, schauten uns das Städtchen an und kehrten dann noch in einem Café mit Außengastronomie ein. Einen Besuch wert ist auch der japanische Garten. Hier kehrten wir ebenfalls ein und tranken uns noch einen Tee. Im Teich unter dem Haus schwammen Koj’s. Die wussten schon genau, wenn Menschen auf die Brücken kamen, gab es Futter. Dementsprechend versammelten sich fast alle Koj’s, die sich im Teich befanden sofort unter der Brücke und warteten auf Futter.
Danach fuhren wir wieder in unsere Ferienwohnung zurück. Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Erfurt.
Hier wird der Reisebericht geschloßen, da er mit Wohnmobil nichts zu tun hat. Soviel aber noch, Alles was wir bisher gesehen haben, hat uns positiv überrascht. Sobald wir unser Wohnmobil haben, wird die Ostseeküste, Mecklenburg Vorpommern, Sachsen usw mit in die bevorzugtesten Reiseziele aufgenommen.